Das Frohnbergfest wird alle Jahre wieder um das Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel gefeiert. Doch nicht allen ist klar, was dies eigentlich bedeutet.
In den südlichen Ländern, Griechenland, Italien zum Beispiel, wird dieser Feiertag als ein großes, aufwändiges Fest begangen. In der griechisch-orthodoxen Kirche nennt man dieses Fest sogar „Sommer-Ostern“. Tatsächlich hat das Fest Mariä Himmelfahrt einen österlichen, strahlenden Charakter – so richtig passend zum strahlenden Glanz des Sommers. Es stellt vor Augen, wohin das Leben geht, wo es seine Erfüllung finden wird, nämlich mitten aus der Welt heraus, dem Himmel entgegen, in den ewigen Glanz der Wirklichkeit Gottes.
Im Jahr 1950 hat Papst Pius XII jenes Dogma formuliert, was aber schon immer Überzeugung der Christenheit durch die Jahrhunderte war, nämlich
„Dass Maria nach Ablauf ihres irdischen Lebens mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen wurde“. Betrachten wir einmal jede Einzelheit dieses Glaubenssatzes.
Zunächst kommt Marias irdisches Leben in den Blick. Von einem ganz konkreten Menschen ist die Rede, mit Hoffnungen, Fragen und Sorgen. Maria hat es ganz gewiss nicht leicht gehabt. Am Anfang diese unvorhergesehene, nicht-eheliche Schwangerschaft. Dann der Lebensstil Jesu, den zu akzeptieren sie erst mühsam hat lernen müssen. Die Evangelien deuten an mehreren Stellen an, wie schwer es für sie gewesen sein muss, für den Weg ihres Sohnes Verständnis aufzubringen. Und am Ende dann das entsetzliche Sterben Jesu am Kreuz. Das Leben Marias war in vieler Hinsicht hart und am Ende hat sie auch ihr eigenes Sterben bewältigen müssen. Hier werden viele Parallelen zum Leben der meisten Menschen sichtbar.
Mit Maria ist aber ein Mensch ganz und gar bei Gott angekommen, hat ein Mensch wie wir alle, nach all den schönen, wie enttäuschenden Jahren dieses Lebens seine Vollendung gefunden – und auf diese Vollendung dürfen auch die Christen hoffen.
In diesem Glauben möchte uns das „Fest von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel“ bestärken. Denn wenn Papst Pius XII. verkündet hat, „dass die Gottesmutter mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen worden ist“, dann ist damit zugleich gesagt, dass auch wir am Ende unseres Lebens nicht nur mit unserer Seele, sondern auch mit unserem „Leib“, unserer Persönlichkeit im Himmel sein werden. Und einfach deshalb, weil Gott den Menschen in seiner Einheit von Leib und Seele geschaffen hat und ihn in dieser Gesamtheit liebt.
Manch einer wird hier fragen: „Wie ist es möglich, dass der menschliche Leib, der eines Tages tot ins Grab gebettet wird, dann doch im Himmel sein soll?“ Aber bedenken wir, wenn unser Leib auf dem Weg durch das irdische Leben der intimste Begleiter unserer Seele ist, um mit ihr alle Freuden und alles Leiden zu teilen, warum sollte er dann von jener Herrlichkeit ausgeschlossen sein, deren sich die Seele erfreuen wird?
Darüber hinaus können die Gläubigen sagen: es wird ein himmlischer Leib sein, in den Gott diesen unseren irdischen Leib verwandelt. Wie dies aber möglich sein wird, bleibt Geheimnis. Doch bedenken wir: Wenn Gott bereits eine kleine Raupe in einen Schmetterling verwandelt, wie sollte es ihm dann nicht möglich sein, den irdischen Menschen in einen himmlischen zu verwandeln? So schrieb auch der Apostel Johannes: „Jetzt sind wir Kinder Gottes, aber was wir sein werden, ist noch offenbar geworden“ (1 Joh 3,2). Mit anderen Worten: Es steht eine unglaubliche Zukunft bevor.
Das Dogma spricht auch von der himmlischen Herrlichkeit. Leider sind die Bilder und Vorstellungen vom Himmel in unserer Zeit oft höchst unattraktiv und farblos und vieles wird in diesem Zusammenhang ins Lächerliche gezogen.
Wie anders dagegen spricht die Bibel und erst Recht Jesus vom Himmel! Bilder über Bilder: der Himmel ist so schön wie ein festliches Mahl, wo Menschen miteinander fröhlich sind. Der Himmel ist wie eine Hochzeit, die man ausgelassen feiert. Das sind Bilder, gewiss. Doch sagen sie uns, dass es mit dem Himmel mehr auf sich haben muss als bloß ein eintöniges ständiges „Halleluja-Singen“, wie beim „Münchner im Himmel“. Vielleicht sollte man sich den Himmel überhaupt nicht in Bildern vorstellen. Sicher ist er nicht ein statischer Zustand ewiger Langeweile, sondern etwas dynamisches, spannendes, eben: „Leben in Fülle“. Wir Menschen möchten in unserem Leben doch auch immer etwas Neues erfahren und dazulernen und das in jedem Abschnitt und Lebensalter unseres Lebens. Und so könnte man sich eben auch den Himmel vorstellen: Als ein immer tieferes Hineinwachsen in die Wirklichkeit Gottes und der Menschen.
„Aufgenommen“ heißt das letzte Element des Dogmas. Maria ist nicht aufgestiegen, der Himmel ist nicht ihre Leistung. Sie wird aufgenommen. Gott selber ist es, der die Menschen in dieses Leben gerufen hat und der dieses Leben vollenden wird, der seine Schöpfung zum Ziel bringen wird. Hier zeigt sich auch die Bedeutung des christlichen Glaubens an die Auferstehung in ihrer ganzen Fülle: Wo der Glaube an unsere Auferstehung, also „unsere Aufnahme in den Himmel“ unser Leben erfüllt, da wird alles hell, da fällt selbst in die dunkelsten und schmerzvollsten Stunden ein Licht des Himmels; denn in solchem Glauben verstehen die Christen – wie die Heiligen es getan haben – den Todestag als den Geburtstag unseres ewigen Lebens.
Durch ihre Himmelfahrt ist Maria die Königin des Himmels und der Erde. Aber Maria ist mehr Mutter als Königin, so formulierte es die hl. Theresia von Lisieux einmal. Aus diesem Grund treibt es viele Menschen in ihren irdischen Nöten zu ihr. Von dieser Frau geht eine Ausstrahlungskraft aus, die sich zugleich als eine sanfte Anziehungskraft erweist. Zu ihr kommen die Menschen mit ihren Sorgen und sie tun dies im Bewusstsein, dass sie ihre Mutter im Himmel nicht vergebens anrufen.
Die persönliche Begegnung mit Maria nimmt vielen die Angst und schenkt unerschütterliches Vertrauen in die Wirkmächtigkeit Gottes, so wie Maria es in ihrem irdischen Leben erfahren und auch danach gelebt hat.
So verbindet dieses Fest das irdische Leben untrennbar mit dem einstigen Leben im Himmel. Mit Marias Beistand und durch ihre Fürsprache hoffen die Gläubigen, einst zur Herrlichkeit des Himmels zu gelangen. Das ist die Botschaft jenes Festtages.
Der Hochaltar in der Wallfahrtskirche |